Gänseblümchen e.V.

“Erziehung heißt vorleben, alles andere ist höchstens Dressur.“

Oswald Bumke



Wurzeln unserer pädagogischen Arbeit


Aus der Auseinandersetzung mit verschiedenen pädagogischen Konzeptionen hat sich unsere Arbeit mit Kindern entwickelt. Dabei haben wir besonders Gedanken von Maria Montessori, Emmi Pikler und aus der Naturkindergartenpädagogik übernommen:

Maria Montessori stellte das Kind und seine Individuallität in den Mittelpunkt. Sie glaubte an den Eigenwert des Kindes. Vergleichen ist nicht erwünscht. Stattdessen sollen die Kinder frei lernen ohne Behinderung und Kritik. Montessori glaubte, dass sowohl Belohnungen als auch Strafen schädlich sind für die innere Einstellung des Menschen, dass Kinder ganz natürlich aus ihrer eigenen Motivation lernen wollen. Vor allem deshalb, weil es in ihrer Natur liege, am Leben teilhaben zu wollen.

Kinder können am besten in ihrem eigenen Rhythmus und in ihrer eigenen Art lernen und sich entwickeln. 

Jedes Kind hat Freude am Lernen. Die Freude am Lernen stellt einen Kernbestandteil des Wesens eines jeden Kindes dar. Mit Respekt und Achtung der Erwachsenen führt sie zu der Entwicklung einer in sich ruhenden und ausgeglichenen Persönlichkeit.

Kinder, die in ihrem eigenen Rhythmus und den eigenen Interessen folgend lernen, erleben Selbstvertrauen und Selbstständigkeit und verinnerlichen das Gelernte so am besten. Selbstständigkeit wird durch Fähigkeiten, die direkt im praktischen Leben anwendbar sind unterstützt. Die Kinder können sich selbst aussuchen, mit wem und auch was sie spielen möchten. Der Schwerpunkt liegt dabei immer auf dem Kind als Führer seiner eigenen Entwicklung.


Für Maria Montessori war es vorrangig, dem Kind die Möglichkeiten zu bieten, sich in einer vorbereiteten Umgebung, die an seine Bedürfnisse angepasst ist, mit allen seinen Sinnen zu entfalten. Dabei ist es besonders wichtig, dass sich die Lehrenden auch als Lernende begreifen und den eigenen Rhythmus jedes Kindes berücksichtigen und erkennen. 

Jedes Kind hat einen natürlichen Drang alles zu berühren, zu riechen, zu schmecken. Montessori leitet aus dieser Beobachtung ihre Erkenntnis ab, dass die Entwicklung des Denkens nicht auf abstraktem Wege, sondern grundsätzlich über die Sinne des Kindes erfolgt. Greifen und Be-greifen werden zur Einheit im Lernprozess. 


Für Emmi Pikler hat jedes Kind sein eigenes Zeitmaß der Entwicklung. Seine Autonomie, Individualität und Persönlichkeit können sich entfalten, wenn es sich möglichst selbständig entwickeln darf.

Geborgen in sicheren, stabilen Beziehungen lernen Kinder, sich aus eigener Initiative, gemäß ihren Interessen zu bewegen und zu spielen. Damit selbständiges Lernen möglich wird, müssen die Erwachsenen eine Umgebung gestalten, die den momentanen Bedürfnissen und Bestrebungen des Kindes entspricht.

Nur dort, wo das Kind Interesse entwickelt, kann es im eigentlichen Sinne lernen und das Gelernte integrieren.

Das Interesse Emmi Piklers galt der selbständigen Aktivität des Kindes im Säuglings- und Kleinkindalter: der aktiven und ungestörten Bewegungsentwicklung, dem eigenständigen Spiel, der Verbindung zwischen Bewegungs- und Spieltätigkeit. 

Das Kind braucht keine (überfordernden) Stimulationen, kein Lernprogramm, sondern eine strukturierte Umgebung, Bewegungs- und Spielangebote, die für das Kind erreichbar und verständlich sind. 


Der Naturkindergarten ist eine Form des Kindergartens, die aus Skandinavien stammt. In Naturkindergärten halten sich Kinder nur oder doch den überwiegenden Teil der Betreuungszeit im Freien auf. Die Kinder sind weniger lärmbelastet als in geschlossenen Räumen. Traditionelle Kindergärten weisen eine hohe Lärmbelastung und daher auch einen erhöhten Stress bei Kindern und Erziehern auf. Der Aufenthalt im Freien hat zudem positive Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung: die kindliche Motorik und Wahrnehmung wird gefördert, die Kinder sind gesundheitlich stabiler und haben weniger Unfälle.

Auch bei uns verbringen die Kinder im Jahresdurchschnitt mehr Zeit im Freien als in geschlossenen Räumen.






Das Kind ist Akteur seiner Entwicklung


„Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zupft.“

Afrikanisches Sprichwort


Jedes Kind kennt instinktiv den Weg, den es einschlagen muss, um sich weiter zu entwickeln. Was es dazu braucht, sind (Frei-)Räume, in denen diese Entwicklung möglich ist. Das heißt nicht, dass die Kinder alles machen können, was sie wollen. Aber innerhalb bestimmter Grenzen entscheiden die Kinder im Gänseblümchen selbst, was sie tun. So eine Grenze sind zum Beispiel aggressive Handlungen. Jedes Kind hat ein Recht darauf vor Aggressionen anderer Kinder geschützt zu werden. 

Durch die Gestaltung der Räume, den Einsatz von Materialien, Büchern, Liedern, … bieten wir Anregungen. Dabei ist es uns wichtig, nicht künstlich Themen einzubringen, sondern uns an der Lebenswelt und den Entwicklungsbedürfnissen der Kinder zu orientieren. 




Leben ist Bewegung


Bewegung ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Nur durch Bewegung bekommen Kinder ein Gefühl für ihren Körper. Kinder wollen in sich selbst zu Hause sein. Sie wollen sich spüren, den Körper wahrnehmen, sich wohl in ihrer Haut fühlen und nicht zuletzt ihr eigenes Gleichgewicht finden, körperlich und seelisch. Daher verbringen wir viel Zeit im Freien. Hier ist Platz, um sich zu bewegen. Die Kinder können hüpfen, balancieren, klettern, schaukeln, krabbeln, robben, … Dabei können sie die Welt in ihrer sinnlichen Vielfalt erfühlen und begreifen. Wie fühlt sich Baumrinde an, wie riechen Blumen, wie hören sich Blätter im Wind an, … 




Wir brauchen nicht nur Nahrung für den Bauch,

wir brauchen auch Nahrung für die Sinne.


Unsere Augen und Ohren müssen eine wachsende Flut an Bildern und Geräuschen verarbeiten. Sie sind überfüttert. Doch andere Sinnesorgane haben kaum noch etwas zu tun. Vor allem unsere drei Basissinne, Gleichgewichtssinn, Eigenwahrnehmung und Spürsinn werden mit zu wenig Sinnesnahrung versorgt. Die Folge davon ist, dass Kinder unausgeglichen und unruhig sind. Wir wirken dem bewusst entgegen.

Bei uns können die Kinder ihren Bewegungsdrang ausreichend im Freien ausleben und wir vermeiden Reizüberflutung in der Raumgestaltung. Auch der feste Tagesablauf mit täglich wiederkehrenden Ritualen hilft Kindern dabei zur Ruhe zu kommen und ein inneres Gleichgewicht zu finden.




Eine Haltung des Respekts


Wir beteiligen Säuglinge und Kinder an Dingen, die sie betreffen. 

Wir versuchen die einzigartigen Kommunikationsformen eines jeden Kindes kennen und verstehen zu lernen (Schreie, Wörter, Gesten, Gesichtsausdrücke, Körperstellungen) und vermitteln unsere eigenen. Wir kommunizieren mit jedem Kind, auch wenn seine verbale Sprachkompetenz noch nicht vorhanden oder nur minimal ist.


Wir sehen das „ganze Kind“ und fokussieren nicht auf einzelne Entwicklungsaspekte (Sauberkeitsentwicklung, Entwicklung der Motorik, Spracherwerb, kognitive Entwicklung, etc.) und betrachten diese nicht als etwas, das getrennt von der Gesamtentwicklung abläuft.


Wir respektieren Säuglinge und Kinder als eigenständige Menschen. Wir behandeln sie nicht wie Objekte oder niedliche kleine Wesen, die nichts im Kopf haben und manipuliert werden können.


Wir sind hinsichtlich unserer Gefühle ehrlich, geben nicht vor, etwas zu empfinden, das wir gar nicht fühlen, oder nicht zu empfinden, was wir in Wirklichkeit fühlen.


Wir versuchen im Gänseblümchen das zu leben, was wir den Kindern beibringen wollen. Es soll allen möglich sein, sich völlig frei von ungesundem Druck zu entwickeln und zu bilden. 


Wir sehen Probleme als Lerngelegenheiten und lassen Kinder versuchen, ihre Probleme selbst zu lösen. 


Wir bauen Sicherheit auf, indem wir verlässlich sind: Bedürfnisse der Kinder wahrnehmen und für Befriedigung in angemessener Zeit sorgen. 


Wir drängen Kinder nicht in eine bestimmte Richtung der Entwicklung. Wir versuchen ihnen Türen zu öffnen und Räume zu schaffen, in denen sie ihr Potential entfalten und einen eigenen Weg finden können.